Empirische Studie 85
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Nach Analyse der vorliegenden Daten konnte kein positiver Zusammenhang
zwischen der Angst vor Körpersymptomen zu Therapiebeginn und dem gezeigten
Sicherheitsverhalten gefunden werden. Die Hypothese, dass Sicherheitsverhalten
ein Mediator für den Zusammenhang zwischen der Angst vor Körpersymptomen zu
Therapiebeginn und Therapieergebnis ist, konnte nicht bestätigt werden. Stattdessen
zeigte sich ein positiver Zusammenhang zwischen Erwartungsangst und Sicherheits-
verhalten und zwischen der Reduktion der Angst vor Körpersymptomen im
Therapieverlauf und dem Therapieergebnis. Außerdem zeigte sich ein negativer
Zusammenhang zwischen Erwartungsangst und Therapieergebnis.
Besonders interessant an diesen Ergebnissen ist, dass Folgendes gezeigt werden
konnte: Je stärker Patienten im Therapieverlauf ihre Angst vor Körpersymptomen
reduzieren, desto besser ist auch ihr Therapieergebnis. Ausgehend von Salkovskis
Annahme könnte man schlussfolgern, dass mit der Reduktion der Angst vor Körper-
symptomen das Ziel der Korrektur der Fehlattribution „Körpersymptome sind
gefährlich“ erreicht wurde. Offen bleibt jedoch die Frage, auf welchem Weg dieses
Ziel erreicht wurde. Offenbar spielt das Unterlassen von Sicherheitsverhalten dabei
eine untergeordnete Rolle, was möglicherweise Verfechter von Habituationsmodellen
auf den Plan rufen könnte. Diese gehen davon aus, dass die Habituation an Körper-
symptome die Angst vor diesen reduziert, was möglicherweise, was den geringen
Einfluss von Sicherheitsverhalten erklären könnte.
Bevor diese Überlegung weiter ausgeführt wird, soll jedoch zunächst der Einfluss
kognitiver Veränderungen auf Sicherheitsverhalten bzw. Therapieergebnis näher
diskutiert werden. Theoretischer Hintergrund für die aufgestellten Hypothesen war
eine Studie von Kim (2005), in der beispielsweise das Ausmaß der Widerlegung
negativer automatischer Gedanken das kritische Element war, welches den Erfolg
von reduziertem Sicherheitsverhalten bestimmte. In einer Studie von Clark et al.
(1994) konnten die zu Behandlungsende erhobenen kognitiven Maße das Therapie-
ergebnis zur Follow-up-Messung vorhersagen.
In der vorliegenden Untersuchung wurde daher davon ausgegangen, dass Patienten,
die im Lauf der Therapie ihre kognitiven Prozesse verändern können, auch weniger
Sicherheitsverhalten zeigen und ein besseres Therapieergebnis erzielen. Für
Patienten, bei denen sich kaum Veränderungen in den kognitiven Prozessen
abzeichnen, sollte das Umgekehrte gelten.
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