Theoretischer Hintergrund 29
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Vielversprechendere Faktoren seien laut Craske et al. (2008) „inhibitory learning“ und
daran gekoppelt der Zugang zu „secondary inhibitory associations“ in Verbindung mit
Kontext und Zeit. Damit ist gemeint, dass der Zugang zu korrektiver, das Angst-
netzwerk hemmender Information während der Exposition weitaus wichtiger ist als
die Höhe des Angsterlebens. Dies wird verständlicher, wenn man Ergebnisse zum
Extinktionslernen betrachtet. Hier scheint sich eine hohe Angstaktivierung nicht
automatisch förderlich auf den Lernprozess auszuwirken (Bouton, Garcia-Gutierrez,
Zilski & Moody, 2006). Shiban, Pauli und Mühlberger (submitted) konnten in einer
Studie mit Spinnenphobikern zeigen, dass Exposition in multiplen Kontexten die
Angstrückkehr deutlich senkte im Vergleich zu Patienten, die zuvor nur in einem
Kontext der Spinne ausgesetzt waren.
Weitere Studien zeigen, dass die Art der Vermittlung des Expositionsrationals von
großer Bedeutung für das Therapieergebnis ist. So haben beispielsweise Salkovskis
et al. (2006) eine Expositionstherapie, bei der der Schwerpunkt auf Habituationspro-
zessen lag, mit einer Expositionstherapie verglichen, bei der die Widerlegung der
katastrophisierenden Gedanken und dem damit verbunden Weglassen von Sicher-
heitsverhalten im Vordergrund stand. Auch in dieser Untersuchung scheint das
Nachlassen der Angst und die Betonung der damit verbundenen Habituation nicht
die überlegene Variante zu sein. Vielmehr ist die Expositionstherapie, die auf die mit
der Panik und Agoraphobie verbundenen Befürchtungen und Fehlinterpretationen
des Patienten eingeht und diese gezielt widerlegt, die wirkungsvollere Methode.
Dabei ist insbesondere das Weglassen von Sicherheitsverhalten wichtig, denn nur so
können Katastrophengedanken auf ihren Wahrheitsgehalt hin überprüft werden
(Salkovskis, Clark & Gelder, 1996; Salkovskis, Clark, Hackmann, Wells & Gelder,
1999). Dieses Ergebnis führt uns zum Ausgangspunkt von Foa und Kozaks Theorie
und zur Fragestellung dieser Arbeit zurück. Die Integration von neuen, zu den vor-
handenen Angststrukturen inkompatiblen Informationen scheint eines der Kern-
elemente der Expositionstherapie zu sein. Auch die bisher diskutierten empirischen
Befunde lassen keinen Zweifel an der Bedeutung kognitiver Prozesse während der
Expositionstherapie. Damit sind die Faktoren, die während des kognitiven „Umlern-
prozesses“ oder dem „cognitive shift“, wie Craske et al. (2008) es nennen, eine Rolle
spielen, besonders interessant.
Nach kritischer Reflektion der bisherigen Befunde soll das gezeigte Sicherheits-
verhalten nicht im Hinblick auf eine Erhöhung der (initialen) Angstaktivierung be-
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