Theoretischer Hintergrund 25
__________________________________________________________________________
durchgeführt und dann als Hausaufgabe wiederholt, wobei die Stärke der Symptome
und die ausgelöste Angst dokumentiert werden.
2.3.5 Gedankenexperiment zur Ableitung des Behandlungsrationals
Mit Hilfe eines Gedankenexperimentes soll sich der Patient in die angstauslösende
Situation versetzen und alle aufkommenden Befürchtungen, Gedanken und Angst-
symptome zulassen und benennen. Einen besonderen Schwerpunkt im
Therapiemanual von Lang et al. (2012) bildet zuvor das Sammeln von Sicherheits-
verhalten, wobei die kurzfristigen und langfristigen Konsequenzen aufgezeigt
werden. Während Sicherheitsverhalten zwar kurzfristig zu einer Linderung der Angst
führen kann, verhindert es langfristig die Überprüfung der tatsächlichen Konse-
quenzen der Angst und stabilisiert damit die meist irrationalen Annahmen des
Patienten. Neben der Abhängigkeit von Sicherheitssignalen wie z.B. Tavor, Handy
oder Wasserflasche, die der Betroffene vermeintlich mit sich führen muss, um die
Angstsituation zu überstehen, ist auch die Anwendung von Ablenkungs- oder Ent-
spannungsverfahren unter Angst bedenklich. Folglich soll der Patient im Gedanken-
experiment nichts tun, was ihn von seiner Angst ablenkt oder diese reduziert. Der
Angstverlauf des Patienten wird in eine Grafik eingetragen und veranschaulicht
diesem zunächst exemplarisch, wie sich seine Angst entwickelt, wenn er keinerlei
Sicherheitsverhaltensweisen zeigen würde. Am Ende des Gedankenexperimentes
kann der Großteil der Patienten folgende drei Schlussfolgerungen ziehen:
1. Ich muss mich mit der angstauslösenden Situation konfrontieren.
2. Nur wenn ich dabei kein Sicherheits- und Vermeidungsverhalten einsetze, kann
ich erleben, dass die Angst ganz von alleine nachlässt.
3. Ich muss die Situation wiederholt aufsuchen, um diese neue Lernerfahrung zu
festigen.
Diese Intervention wird u. a. gewählt, um den Patienten das Expositionsrational nicht
einfach vorzugeben, sondern dessen Logik selbst entdecken zu lassen. Somit leitet
der Patient das Therapierational und das weitere Vorgehen quasi selbst ab. Im
nächsten Schritt ist es wichtig, dem Patienten ausreichend Bedenkzeit zu geben, sich
für dieses anstrengende und emotional belastende Interventionsverfahren zu
entscheiden. Aufkommende Zweifel des Patienten müssen unbedingt aufgegriffen
und besprochen werden, damit er das Therapierational wirklich verstehen und nach-
vollziehen kann und sich dann mit möglichst maximaler Therapiemotivation der
Exposition in vivo stellt.
Comentarios a estos manuales