Theoretischer Hintergrund 39
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In einem ersten Studienabschnitt von Mc Manus, Sacadura und Clark (2008) konnte
gezeigt werden, dass Teilnehmer mit hoher sozialer Ängstlichkeit (N = 10) nicht nur
in signifikant mehr sozialen Situationen Sicherheitsverhalten zeigten, sondern dieses
auch häufiger und in einer größeren Bandbreite zeigten als Teilnehmer mit niedriger
sozialer Ängstlichkeit (N = 10). Von beiden Gruppen wurde das gezeigte Sicherheits-
verhalten als hilfreich im Hinblick auf Angstreduktion und die Möglichkeit, einer Bla-
mage vorzubeugen, erlebt. In einem zweiten Studienabschnitt wurden der einen
Hälfte vorgegeben, während einer fünfminütigen Konversation mit einem Fremden
die Aufmerksamkeit nach innen zu lenken und ein vorgegebenes Set von Sicher-
heitsverhaltensweisen zu zeigen. Die andere Hälfte sollte hingegen die Aufmerk-
samkeit nach außen richten und kein Sicherheitsverhalten einsetzen. In einem
zweiten Durchgang wurde die Reihenfolge jeweils variiert. Es konnte gezeigt werden,
dass sich die Teilnehmer in der Sicherheitsbedingung mit erhöhter Selbstauf-
merksamkeit signifikant ängstlicher fühlten und glaubten, nach außen ängstlicher zu
wirken. Sie waren mit ihrem Gesamtergebnis weniger zufrieden. Auch der verblindete
Gesprächspartner berichtete, die Teilnehmer in dieser Bedingung als weniger
sympathisch und die Konversation als weniger angenehm empfunden zu haben. Die
Gruppe der hochgradig sozialängstlichen Personen hatte größere Probleme, Sicher-
heitsverhalten zu unterlassen und die Aufmerksamkeit nach außen zu lenken. Die
Autoren betonen die Schwierigkeit, tatsächlich gezeigtes Sicherheitsverhalten
dingfest zu machen, da für den einen Probanden schnelleres Reden als Sicherheits-
verhalten fungiert, während für den anderen gerade die Reduktion der Sprech-
geschwindigkeit das Sicherheitsverhalten ausmacht. Zudem wurde keine Kontroll-
bedingung erfasst und auf eine vollständige Kombination der Bedingungen verzich-
tet. So kann beispielsweise keine Aussage darüber getroffen werden, ob lediglich der
Aufmerksamkeitsfokus für die Vorteile von reduziertem Sicherheitsverhalten verant-
wortlich ist. Die Autoren sehen jedoch das Modell von Clark und Wells (1995)
bestätigt, in dem davon ausgegangen wird, dass Selbstaufmerksamkeit und Sicher-
heitsverhalten die Selbstwahrnehmung erhöhen, was die Wahrscheinlichkeit, dass
sich eine Person in sozialen Situationen ängstlich fühlt, dramatisch erhöht.
Die zuletzt berichteten Studien zeigen, dass der Blickwinkel, unter dem die Rolle von
Sicherheitsverhalten in Expositionstherapien bei Sozialer Phobie betrachtet wird,
erweitert werden muss. Den Ergebnissen zufolge ist nicht allein die Reduktion von
Sicherheitsverhalten für den Therapieerfolg ausschlaggebend, sondern auch die
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