28 Theoretischer Hintergrund
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Angstsymptomen (z.B. Herzklopfen) durch die physiologische Habituation während
der Konfrontationsübung gelockert werden und somit neue korrektive Informationen
(z.B. der Schwindel hat keine Ohnmacht ausgelöst und ist demnach nicht so
bedrohlich wie gedacht) integriert werden können. Nach Foa und Kozak (1986) sind
dabei die drei wichtigsten Faktoren die ausreichende Aktivierung des Angst-
netzwerkes, die Habituation während der Expositionssitzung und die Habituation
über die Expositionssitzungen hinweg.
Auch neuere Studien beschäftigen sich mit der Frage nach den Wirkfaktoren in der
Expositionstherapie. Ob und wie gut korrektive Information integriert wird, scheint
jedoch immer noch nicht ausreichend geklärt zu sein. Craske et al. (2008) diskutieren
in einem Review ebenfalls die initiale Angstaktivierung sowie Within- und Between-
Session-Habituation als mögliche Wirkfaktoren. Die initiale Angstaktivierung ist als
maximale Angst während der ersten Exposition abzüglich der Angst zur Baseline
definiert (Kozak, Foa & Steketee, 1988). Within-Session-Habituation ist die Differenz
aus maximaler Angst und Angst am Ende der Expositionssitzung. Between-Session-
Habituation beschreibt entweder die Differenz zwischen erster und letzter
Expositionssitzung oder die Veränderung von einer Expositionssitzung zur nächsten.
Laut Craske et al. (2008) kann jedoch die Frage nach dem Einfluss der initialen
Angstaktivierung anhand der momentanen Studienlage nicht ausreichend geklärt
werden. Auch wenn eine starke Within-Session-Habituation ausgemacht werden
kann, erlaubt dies keine Aussage über den Therapieerfolg am Ende. Die Between-
Session-Habituation scheint für kurzfristige Therapieergebnisse ein Prädiktor zu sein,
verliert jedoch zur Follow-up-Messung an Aussagekraft. Auch in einer Studie von
Baker et al. (2010) konnten die drei von Foa und Kozak (1986) definierten
Wirkfaktoren nicht das Therapieergebnis vorhersagen. Initiale Angstaktivierung,
Within-Session- und Between-Session-Habituation scheinen sogar, entgegen der
bisherigen Annahme, voneinander unabhängig zu sein. Craske et al. (2008)
schlussfolgern, dass weder der Rückgang der berichteten oder physiologisch
gemessenen Angst noch das Ausmaß der Angst bei Expositionsende das Therapie-
ergebnis vorhersagen kann. In einer Studie von Mühlberger, Wiedemann und Pauli
(2005) konnte gezeigt werden, dass Flugangstpatienten, bei denen während der
virtuellen Exposition eine höhere Angstaktivierung ausgelöst wurde, gegenüber
Patienten ohne zusätzliche „motion stimulation“ kein besseres Therapieergebnis
zeigten.
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